Hormone sind echte Alleskönner! Sie steuern so ziemlich ALLES in unserem Körper.
Das erste Hormon, das entdeckt wurde, war 1901 das Hormon Adrenalin. Doch erst 1905 wurde der Begriff „Hormon“ vom Physiologen Ernest Henry Starling (1866-1927) eingeführt. Hormone sind biochemische Botenstoffe, die von spezialisierten Zellen produziert sowie abgegeben werden und über die Blutbahn zu Drüsen, Gewebe und Organen gelangen. Sie arbeiten deutlich langsamer als Nerven und brauchen für ihre Wirkung meist mehrere Sekunden, Minuten oder Stunden. Im Folgenden sollen die wichtigsten Hormone im weiblichen Körper vorgestellt werden.
Estrogene (=Östrogene)
Estrogene gehören zu den weiblichen Geschlechtshormonen. Sie sind eine Gruppe von verschiedenen Hormonen bestehend aus Estron, Estradiol und Estriol. Der Einfachheit halber nennen wir die Gruppe Estrogen/Östrogen, da auch im Volksmund am ehesten von Estrogen/Östrogen und nicht von einer Estrogen/Östrogen-Gruppe gesprochen wird.
Estradiol als Teil der Estrogene ist für das Wachstum der weiblichen Geschlechtsorgane wie Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter, Schamlippen und Brust zuständig. V.a. auch das starke Wachstum der Gebärmutterschleimhaut in der ersten Zyklushälfte nachdem die Regelblutung stattgefunden hat, ist auf Estradiol zurückzuführen. Weiter ist Estradiol für den Fetteinbau an den für die weibliche Figur typischen Stellen zuständig und wirkt dem Knochenschwund (Osteoporose) entgegen. Estradiol erreicht ca. in der Mitte des Zyklus, ca. an Tag 14, seinen Höhepunkt. Mit zunehmendem Alter sinkt der Estradiolspiegel.
Progesteron
Progesteron ist ein weiters wichtiges weibliches Geschlechtshormon und wird häufig als das „Wohlfühlhormon“ bezeichnet. Es wird in den Eierstöcken gebildet in den sogenannten Gelbkörpern (=eine Ansammlung hormonproduzierender Zellen), die in der zweiten Zyklushälfte aus den übriggebliebenen Zellen des Follikels, aus dem das Ei entsprungen ist, entstehen. Entsprechend steigt Progesteron ab dem Eisprung deutlich an. Es bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung vor, vermindert die Muskelaktivität in der Gebärmutter, fördert das Wachstum der Brustdrüse und erhöht auch die Körpertermperatur. Zudem schützt Progesteron den Erhalt einer Schwangerschaft.
Estrogendominanz und Progesteronmangel
Frauen geht es am Besten, wenn Estrogen und Progesteron ausgeglichen sind und von beiden weder zu viel noch zu wenig vorhanden ist. Es kommt dann zu einer Estrogendominanz, wenn der Estradiolwert im Vergleich zu Progesteron relativ erhöht ist. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass ausreichend Estradiol vorhanden ist. Es kann trotzdem ein Mangel an Estradiol bestehen, im Falle der Estrogendominanz aber ein noch grösserer Mangel an Progesteron. Mögliche Folgen einer Estrogendominanz können Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit, prämenstruelles Syndrom (PMS), Endometriose, starke Blutungen, Libidomangel, Kopfschmerzen oder Migräne, Ängste und Panik, Gereiztheit sowie viele weitere Symptome sein.
Starke Menstruation, Zwischenblutungen, schmerzhafte Brüste, verminderte Libido, Schlaflosigkeit, Akne, Ängste, Depressionen, Weinkrämpfe, Rückenschmerzen, Gedächtnisprobleme und viele weitere Symptome können mögliche Folgen eines Progesteronmangels sein. Ein Progesteronmangel kann u.a. beispielsweise bestehen, wenn kein Eisprung erfolgt ist, eine Gelbkörperschwäche vorliegt oder bei sehr niedrigem Gewicht.
FSH (Follikel-stimulierendes Hormon)
FSH oder auch Follitropin genannt gehört zu den Gylkoprotein-Hormonen, dessen Zuckeranteil für die biologische Funktion von Bedeutung ist. Es ist zuständig für das Wachstum und die Entwicklung der Eizelle und seine Hauptaufgabe ist die Steuerung der Follikelreifung in den Eierstöcken. Bei hohem Stress oder sehr niedrigem Gewicht kann FSH erniedrigt sein. Bei einer Unterfunktion der Eierstöcke, Frauen im Wechsel, vor dem Eisprung und beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) kann FSH hingegen erhöht sein.
LH (Luteinisierendes Hormon)
LH wird auch Lutropin genannt und kontrolliert die Produktion von Estradiol und Progesteron in den Eierstöcken. Die Hauptaufgabe von LH ist die Auslösung des Eisprungs. Nur wenn LH in der Zyklusmitte ansteigt, kommt es zum Eisprung. LH ist dabei auch essentiell für die Bildung des Gelbkörpers und seine Funktion. Bei sehr niedrigem Gewicht oder entzündlichen Darmerkrankungen kann LH vermindert sein. Wenn beispielsweise die Eierstöcke entfernt wurden oder ein PCOS vorliegt, kann LH hingegen erhöht sein.
Quelle:
Burkhardt & Friesenbichler (2021). Tanz mit den Hormonen. Natürliche Alternativen für Ihre innere Balance. VdÄ Verlagshaus der Ärzte.